von markus.freise
Ist das noch #tgif oder schon „Wochentagismus“?
Das ist ein interessanter Gedanke, den Chris Marchie in seinem Beitrag „The Worst Question We Use To Get To Know Someone“ aufmacht. Auch, weil er mich, in ähnlicher Form, seit Jahren umtreibt. Er geht so:
„A majority of people in the United States don’t enjoy their work. Knowing this, how could we assume a job represents a person or their interests?“
Chris Marchie auf Medium
„Lange nicht gesehen. Was machst Du so?“ … „Ach, …“
Es ist ist dank Hashtags wie #tgif („Thank god, it’s friday.“) und auch sonstiger Postings, die diverse Wochentag diffamieren, eindeutig zu erkennen, dass viele Menschen die Woche über in ihren Jobs lediglich ausharren. Mit dem Blick auf die stete Möhre „Wochenende“.
Ich frage mich dann immer: was können die Tage von Montag bis Freitag für fiese Chefs, undankbare Aufgaben und abgestandenen Kaffee? Müssen wir wirklich 5/7 unseres Lebens mit etwas verbringen, dass wir so sehr ablehnen, dass wir ständig dessen Ende entgegen sehnen?
Sollten wir daraus nicht entfliehen? Oder hilft es vielleicht für den Anfang, und weil das manchmal nicht anders denkbar ist, zumindest die Perspektive zu wechseln?
„Friday I am in love.“ And Monday, Tuesday …
Zugegeben: Nicht jeder kann aus seiner Leidenschaft einen Beruf machen und wir Kreativen sind da vielleicht wirklich privilegiert, weil die Grenze vom Hobby zu einem gut bezahlten Job fließend ist. Und ich gestehe auch ein, dass ich in so einem Job-Job nie gearbeitet habe – mich da nur theoretisch reindenken kann.
Auch ich schätze, neben der täglichen tatsächlich bodenloses Freude an meiner Arbeit, das Wochenende. Als Zeitraum jenseits des beruflichen Schaffens. Als Zeit, wenn alle frei haben. Raum ist, für andere Dinge. Gemeinsames. Von Ausflügen bis Freunde treffen bis nichts tun. Es gibt jeden Grund, sich auf das Wochenende zu freuen.
Aber sollte nicht dennoch jeder Tag des Lebens ein guter Tag sein? Und das Leben besteht eben aus Jahren, die aus Monaten, die aus Wochen und die letztlich aus diesen Tagen, von denen dann 71% abgelehnt werden.
Wenn es also aus Lebensgründen nicht denkbar ist, das einfach so abzubrechen, trauen wir uns doch einen anderen Blick auf unser Leben. Auf die Zeit. Verschieben wir doch einfach mal die Perspektive. Es gibt nämlich diese Menschen, die ganz klar eine Kante ziehen können zwischen ihrem Broterwerb und ihren Hobbies, Leidenschaften und Side-Hustles.
Es gibt keine traurigen Antworten, nur …
Um auf den Beitrag von Chris Marchie zurückzukommen: Was hat diese Gesellschaft mit uns getan, dass wir auf die Frage, die wir uns stellen, wenn wir uns auf der Straße begegnen:
Und? Was machst Du so?
Wenn wir darauf immer mit diesem hier antworten:
Ach, [Irgendeine Arbeit] …
Ganz gleich, wie sehr wir [Irgendeine Arbeit] eigentlich gar nicht gerne tun. Nichts in unserem Leben tragen wir so sehr nach außen, wie unsere Ablehnung dieser Tage. Niemand würde, wenn sie oder er vor die Tür geht, eine Hose anziehen, die ihr oder ihm nicht gefällt. Sondern immer die Lieblingsbuchse. Warum also antworten wir auf die oben gestellte Frage nicht einfach mal mit:
Yeah, [meine große Leidenschaft, die mich strahlen lässt!!!]
(Ich bin an dieser Stelle nicht ganz glücklich mit dem Begriff „Leidenschaft“. Aber es ist die beste Übersetzung für das „Passion“ aus dem originalen Artikel. Wenn wer eine Idee für ein passendes Synonym hat, dass nicht so raumgreifend ist: Gerne in die Kommentare.)
Shine on, you crazy diamond!
Vielleicht ist der Ansatz von Chris Marchie richtig, und man trickst sein Gegenüber bereits mit der Frage aus; indem man sie so stellt:
Hey, was ist deine große Leidenschaft?
Oder, wegen diesem seltsamen Wort „Leidenschaft“:
Hey, was treibt dich denn gerade so an/um?
Ich bin sicher, die Synapsen im Hirn des anderen schalten anders. Eine direkte Assoziation mit der Arbeit findet nicht statt. Vielmehr holt das Unterbewusstsein etwas aus einer Ecke, dass diejenige wirklich antreibt. Wirklich umtreibt. Wirklich begeistert. Zuende gedacht, tun wir unserem Gegenüber damit vielleicht sogar einen kleinen Gefallen. Indem wir sie in diese Ecke schubsen, in der das liegt. Sie daran denken lassen.
Ja, vielleicht hilft man seinem Gegenüber damit, ein wenig mehr zu strahlen. Wenn sie oder er da steht. Mit diesen Gedanken. In dieser großartigen Hose. Inmitten des Sonnenscheins.
Und vergessen machen, dass ja erst Dienstag ist.
Photos by Reynolds und Ian Schneider on Unsplash
AutorInnen gesucht – Schreiben für das Happy People Center Hast Du Lust, als AutorIn für das Blog des Happy People Center zu schreiben? Hier findest Du dazu alle Informationen.
Schreibe einen Kommentar